Schleswig-Holstein

Sprache, Kultur, Mentalität

Meist ist es einfach, Norddeutsche z. B. von Bayern, Sachsen, Schwaben oder Westfalen zu unterscheiden. Unabhängig von Ländergrenzen gibt es einige wichtige verbindende Merkmale:

In ganz Norddeutschland wird immer noch Plattdeutsch in vielfältigen lokalen Varianten gesprochen und auch das Hochdeutsch hat hier, wenn man genau hinhört, plattdeutsche Einschläge. Die (fast) akzentfreie Aussprache auf die man in Norddeutschland stolz ist führt heute im übrigen dazu, dass man in Call-Centern und dort, wo es auf Telefonstimmen mit überregional neutraler Anmutung ankommt, gern auf norddeutsche Fachkräfte zurückgreift.

Fast ganz Norddeutschland ist seit langem protestantisch geprägt. Die sachlich-nüchterne norddeutsche Art, das zunächst immer stark distanzierte Wesen hängt direkt damit zusammen, dass der Katholizismus hier nur schwach vertreten ist. Das hat historische Gründe: Im 16. Jahrhundert ergriff die Reformation ganz Norddeutschland bis auf ganz wenige, regional begrenzte Ausnahmen. Ostfriesland und Bremen wurden unter niederländischem Einfluss calvinistisch ("reformiert"), ansonsten setzte sich die lutherische Variante der Reformation durch. Die Gegenreformation hatte hier nur örtlich begrenzte Erfolge im südlichen und westlichen Niedersachsen.

Norddeutschland ist architektonisch geprägt durch den seit dem Mittelalter hier vorherrschenden Stil der Backsteingotik. Die Epoche der Städtegründung im 13. und 14. Jahrhundert und die darauf folgende Blütezeit der Hanse ließen in allen Städten Norddeutschlands riesige Kirchen, aber auch säkulare Bauwerke entstehen, die im Stil der Gotik errichtet wurden. Als Baumaterial diente gebrannter Backstein, der aus Ton, dem hier vorfindlichen Material, hergestellt wurde. Von diesen gotischen Bauwerken ist die Innenstadt von Lübeck genauso geprägt wie die Stadtzentren von Wismar, Schwerin, Stralsund, Hannover, Bremen oder Güstrow.

Bis weit ins Landesinnere Norddeutschlands reichen die Impulse, die vom Meer und der Küste ausgehen. Der ozeanische Einfluss macht sich klimatisch, z. B. durch vorherrschende Westwinde und im Jahresverlauf relativ ausgeglichene Temperaturen bemerkbar. Der Einfluss der See ist aber auch kulturell spürbar, so z. B. in maritim-hanseatischen Traditionen und durch alte Verbindungen mit Partnerländern wie Großbritannien und Schweden. Insbesondere in den unmittelbaren Küstengebieten bestimmt natürlich auch die See als Naturgewalt das Denken und Fühlen der Menschen, die mit ihr seit Jahrhunderten tiefgreifende Erfahrungen im Ringen um die Existenz verbinden. Nicht zu vergessen sind die wirtschaftlichen Aspekte, da zahlreiche Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der See und der Küste abhängig sind.

Quelle: Statistisches Amt in Hamburg und Schleswig-Holstein
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